Dass Frauen jedes Spitzenamt kompetent ausfüllen können, ist inzwischen bewiesen. Heute stellen sich immer mehr von ihnen die Frage, ob sie das eigentlich wollen. Auch in der Kirche ist es schwerer geworden, Kandidatinnen für Leitungsfunktionen zu finden.
Als Frankfurterin kann man beim Thema „Frauen an der Macht“ schon ins Grübeln kommen. Vor zehn Jahren schien die Sache bereits erledigt. Es gab eine Oberbürgermeisterin, eine Bürgermeisterin, und in der evangelischen Kirche sogar noch viel länger eine weibliche Doppelspitze: 1988 war Helga Trösken als deutschlandweit erste Frau in einem bischöflichen Amt hier Pröpstin geworden, seit 1990 führte Esther Gebhardt den Evangelischen Regionalverband.Heute ist Tröskens Nachfolgerin Gabriele Scherle die einzige Frau, die noch übrig ist. Und wenn sie zum 1. Oktober in den Ruhestand geht, wird auch ihr Nachfolger ein Mann sein. Alles Zufall? Jeder Einzelfall sicher. In der Summe zeigt sich aber doch ein Trend. Zumal der Rückzug von Frauen aus Spitzenpositionen nicht nur in Frankfurt zu beobachten ist. Was können Behörden und Organisationen tun, um Frauen für Führungspositionen zu gewinnen und sie dort zu halten?
„Ich habe bei Stellenbesetzungen gemerkt, dass Frauen es sich sehr genau überlegen, ob sie ein Leitungsamt übernehmen wollen“, sagt Gabriele Scherle rückblickend. „Ganz wichtig wären deshalb mehr Führungspositionen in Teilzeit. Oft stellt sich ja die Frage, wie Familie und Beruf zusammen passen. Außerdem legen viele Frauen großen Wert darauf, dass sie mit ihrem Beruf zufrieden sind, und sie identifizieren sich stark mit ihrer Aufgabe. Leitungspositionen müssen so zugeschnitten sein, dass das möglich ist.“
Irmela v. Schenck schrieb am 2. Juli 2017
Allerdings werden die beiden Leitungspositionen bei den Laien sowohl bei der katholischen wie bei der evangelischen Kirche in Frankfurt von Frauen ausgefüllt.