Das Wohngebiet „Bonameser Straße“ erhält die offizielle Autorschaft für 2014 in der „Bibliothek der Alten“, einem künstlerischen Erinnerungsprojekt im Historischen Museum.
Im Rahmen eines von der TU Darmstadt wissenschaftlich begleiteten Forschungsprojektes soll dabei die Geschichte des Wohnwagenstandplatzes und seiner Bewohnerinnen und Bewohner dokumentiert werden. Initiiert und durchgeführt wird das Projekt von Sonja Keil vom Diakonischen Werk Frankfurt, die am Wohnwagenstandplatz Gemeinwesenarbeit macht. In Form von biografischen Interviews solle „eine ganzheitliche Perspektive der sozialen Wirklichkeit“ in dem Wohngebiet entstehen, sagte Keil bei der Vorstellung des Projekts im Historischen Museum. Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld habe dafür 18900 Euro zur Verfügung gestellt.
Bisher seien das Wohngebiet und die dort gepflegte Kultur immer nur von Außenstehenden beschrieben worden, sagte Angela Jannelli, die Kuratorin der Bibliothek der Alten. Dem solle jetzt ein Eigenbild der dort lebenden Menschen zur Seite gestellt werden, indem sie ihre Lebensform selbst darstellen. Dabei gebe es einige Verbindungslinien zu bereits bestehenden Projekten der Bibliothek der Alten, vor allem in Bezug auf die Verfolgung von Minderheiten im Nationalsozialismus und dem Umgang der jungen Bundesrepublik mit den Opfern des Faschismus.
Die Frankfurter Situation sei tatsächlich einzigartig, denn obwohl nach dem Krieg in fast allen Großstädten solche Plätze entstanden seien, habe sich nur der Frankfurter bis heute erhalten, sagte Keil.
Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren hat es Konflikte zwischen der Stadt und den Bewohnerinnen und Bewohnern des Standplatzes gegeben – während die Stadt den Platz auflösen wollte, kämpften die Menschen dort um seinen Bestand. Trotzdem habe es auch in den städtischen Ämtern immer Menschen gegeben, die sich um gute Lösungen bemüht hätten, betonte Keil. Die Stadt habe inzwischen erhebliche Ressourcen für die Infrastruktur des Platzes zur Verfügung gestellt. Die Wohnheim GmbH, die im Auftrag des Liegenschaftsamtes den Platz verwaltet, habe auch zugesagt, ihre Archive für das Forschungsprojekt zu öffnen.
Derzeit sei „alles vergleichsweise ruhig“, sagte Karl-Heinz Klein, einer der Bewohner, bei der Pressekonferenz. Man wolle die eigene Lebensform und Kultur gerne fortführen. Da aber niemand mehr zuziehen dürfe, sei es „im Grunde eine Frage der Zeit, bis es den Wohnwagenstandplatz nicht mehr gibt.“
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