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Aktuell

Von – 13. Februar 2014

Bitte mehr Kitsch!

Was ist das Große an der Liebe? Dass sie eines gar nicht kann: Sich einordnen und abklären lassen. Dann ist sie weg. Lebendig bleibt sie, wenn man sich ihr nicht im Stil einer Gebrauchsanleitung für Haushaltsgeräte nähert. So hört sich das aber an, wenn Wertevertreter heute über das Zusammenleben debattieren.

Engelsbild in Herzform

Bischof Valentin hat der Legende nach im 3. Jahrhundert Verbotenes getan: Er traute Liebende, darunter Soldaten, denen das Heiraten nicht erlaubt war. Das Liebesleben der Paare, denen er auch Blumen aus seinem Garten schenkte, soll unter einem guten Stern gestanden haben.

Blumen, Liebe, guter Stern: Wenn heute über das Zusammenleben gesprochen wird, klingt das nicht legendär. Liebe? Das Wort fällt so gut wie nie. Stattdessen ist von Lebensmodellen die Rede, auch von Toleranz, die zum Zuge kommen könnte, falls Homosexuelle „gleichberechtigt, verlässlich und auf Dauer“ miteinander leben wollen. Diese wiederkehrende, pseudoprogressive Formulierung ist vor allem eins: diskriminierend. Denn was ist eigentlich zum Beispiel mit Menschen, die kein dauerhaftes Leben mehr vor sich haben? Sie können also nicht mehr lieben oder zusammenleben.

Ordentlichkeitsgehabe

Unterzeichnet werden solche Diskussionsbeiträge – nicht zuletzt im Raum der evangelischen Kirchen – gern mit einem biographischen Hinweis, in der die Zahl der Kinder (gegebenenfalls auch Enkel) nie fehlen darf. Ersatzweise ist die Nennung von Hund und Katzen möglich, weil vermutlich auch sie Verlässlichkeit signalisieren. Oder es gibt dann wenigstens noch einen Hinweis auf den Ehepartner, der Professor oder Arzt ist – oder beides.

Dass Liebe über einen Tag und die Nacht hinaus leuchten kann, stelle ich nicht in Frage, danach sehnen sich viele. Mir geht allerdings diese furchtbare „Ich-habe-es-geschafft“-Haltung auf die Nerven, dieser Rankinggedanke, dieses Ordentlichkeitsgehabe, das vermutlich auch nur deshalb herausgestellt wird, weil es in der tollen Verlässlichkeit wohl doch nicht immer wertekultiviert zugeht. Was aber niemand sagt.

Überall Rot und Rosa, Herzen, Blumen

Egal. Am Valentinstag schwingen meine Nerven herrlich frei. Überall Rot und Rosa, Herzen, Blumen und romantische Dinners, plüschige Werbung, Liebesbotschaften, kraftvoll-kindische Schwüre, Lippenstift, Knalleffekte und Kuriositäten. Alles das ist nichts für die biographische Notiz eines Wertevertreters. Aber herrlich lustvoll und lustig! Und angenehm unpassend für den Diskussionsprozess in Betreff: Vielfalt und /oder Einfalt der Lebensform(en).

Jesus hätte der ästhetisch schräge 14. Februar gefallen. Jedes Mal wieder kann ich es kaum glauben: Laut Heiliger Schrift war er nicht verheiratet. Er hatte keine Kinder, keinen Hund. Aber da waren doch die Jünger!? Gewiss. Aber auch Jüngerinnen. Mit ihnen gründete er noch nicht mal eine auf Dauer angelegte Lehranstalt. Er hatte kein Haus, keine Wohnung.

In den ein oder zwei Jahren seines Lebens, die der Bibel wichtig sind, war er unterwegs. Liebe? Von ihr sprach er oft. Für heutige Theologen-Ohren peinlich oft. Gerührt wird ihn haben, worüber sich kaum diskutieren lässt. Und er rührte auch andere, berührte sie – manchmal nur ein einziges Mal. Dann wurde jemand rot. Vor Freude.

Von Georg Magirius kürzlich erschienen: „Traumhaft schlägt das Herz der Liebe“.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 13. Februar 2014 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe .

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Georg Magirius ist Theologe und Schriftsteller und Kolumnist bei "Evangelisches Frankfurt". Mehr unter www.georgmagirius.de.