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Von – 12. Mai 2012

Ein bisschen Äthiopien im Westend

Im Ökumenischen Zentrum Christuskirche trifft sich die Oromo-Gemeinde.

Evangelische Christen und Christinnen aus Äthiopien: Angehörige des Oromo-Volkes treffen sich in Frankfurt jeden Sonntag zum Gottesdienst in ihrer Muttersprache. Foto: Rolf Oeser

Es ist ein sonniger Sonntagnachmittag. Wie jede Woche versammelt sich die evangelische Oromo-Gemeinde im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz im Westend. Sie ist eine von vielen protestantischen Gemeinschaften, die Einwanderinnen und Einwanderer in der Mainmetropole gegründet haben.

Die Hälfte der Menschen in Äthiopien gehören zum Oromo-Volk

Die Frankfurter Oromo-Gemeinde hat ungefähr 65 Mitglieder, sie besteht seit 1997. Zu ihr gehören, wie der Name schon sagt, überwiegend Angehörige des Oromo-Volkes aus Äthiopien. Gut die Hälfte der etwa achtzig Millionen Einwohnerinnen und Einwohner dieses nordostafrikanischen Landes sind Oromo, ihre Sprache sei die drittgrößte Sprache in Afrika, sagt Endalew Dare, der Vorsitzende des Kirchenvorstands. Nur Arabisch und Hausa seien verbreiteter. Mittlerweile hat das Oromo-Volk in Äthiopien einen eigenen Bundesstaat, Oromia, mit allerdings nur sehr eingeschränktem politischen Einfluss.

Zusammen mit dem geistlichen Gemeindeleiter Merga Negeri-Arabe ist Dare für die kleine Frankfurter Gemeinde zuständig. Er hat in Saarbrücken Betriebswirtschaft studiert, seit zwölf Jahren lebt und arbeitet er in Frankfurt. Ursprünglich gehörte er, wie die Mehrzahl der Christinnen und Christen in Äthiopien, dem koptisch-orthodoxen Glauben an. Doch als Student, damals noch an der Universität von Addis Abeba, trat er zur evangelischen Kirche über. „Mir ist eine Kommunikation zu Gott ohne jemanden dazwischen sehr wichtig“, sagt er zur Begründung.

In der Oromo-Gemeinde ist die Atmosphäre persönlich und herzlich, die Gemeindemitglieder reichen der Besucherin zur Begrüßung die Hand. Heute ist die brasilianische Theologiestudentin Liana Maria de Andrade als Predigerin zu Gast. Merga Negeri Arabe, studierter Theologe, übernimmt die Liturgie. Aus politischen Gründen hat er Äthiopien 2007 verlassen und ist nach Deutschland gekommen, seit vier Jahren lebt er in Frankfurt und ist Seelsorger im Ökumenischen Zentrum Christuskirche, seit kurzem in fester Anstellung als sozialdiakonischer Mitarbeiter. Schon in Addis Abeba war er für Menschenrechte, Konflikt- und Friedensarbeit tätig.

Die Predigt gibts auf Deutsch und auf Oromo

Nachdem Arabe und Dare die Anwesenden auf Oromo und Deutsch begrüßt haben, beginnt ein sechsköpfiger Chor, Oromo-christliche Lieder zu Trommel und Klavier zu singen. Die Gemeinde steht auf und klatscht dazu. Kurz vor der Predigt singen die Kinder ein Lied und verlassen den Raum für den Kindergottesdienst.

De Andrade tritt vor den Altar, ihr Thema ist heute: „Erwartungen“. Sie begrüßt die Gemeinde mit einem Zitat aus der Seligpreisung des Matthäus-Evangeliums „Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten.“ Ihre Predigt ist auf Deutsch, Dare übersetzt ins Oromo.

Ihnen sei der Kontakt mit anderen Gemeinden und christlichen Organisationen aus anderen nationalen und kulturellen Hintergründen sehr wichtig, betonen Dare und Arabe. Dafür ist der Standort am Ökumenischen Zentrum Christuskirche gut gewählt – die Beethovenkirche dient schon seit 1978 als Begegnungszentrum für deutsche und ausländische Gemeinden. Sie beheimatet zurzeit auch die Serbisch-orthodoxe Gemeinde und die deutsche Christus-Immanuel-Gemeinde.

Ein christliches Netzwerk zu bilden, sei wichtig für den Frieden und das Konfliktmanagement in der deutschen Gesellschaft, meint Dare. Christliche Werte an die Kinder weiter zu geben, solle sie dazu anleiten, Verantwortung für die deutsche Gesellschaft zu übernehmen. Um Integration zu befördern, soll es zukünftig einmal im Monat gemeinsame Kindergottesdienste mit der deutschen Gemeinde geben; einen zweisprachigen Gottesdienst in Deutsch und Oromo sowie gemeinsame monatliche Arbeitskreise gibt es bereits.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 12. Mai 2012 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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