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Von – 26. August 2011

Hunger und Verschwendung

In Afrika fehlen Nahrungsmittel, in Europa wirft man sie weg

Die Hungerkatastrophe in Somalia rückt wieder einmal ins Bewusstsein, dass es noch immer nicht gelingt, die Produktion und vor allem die Verteilung von Nahrungsmitteln sinnvoll zu organisieren. Eine extreme Dürre fordert derzeit in ganz Ostafrika Todesopfer, hinzu kommt die unsichere politische Lage, die auch Hilfsinitiativen die Arbeit erschwert oder sogar ganz unmöglich macht.

Die Diakonie Katastrophenhilfe, die seit vielen Jahren in Somalia aktiv ist, verteilt Trinkwasser sowie Nahrungsmittel und errichtet Notunterkünfte für die zahlreichen Menschen, die auf der Suche nach Wasser und Nahrung ihre Heimatdörfer verlassen haben. Vor allem für die vielen stark unterernährten Kleinkinder sei die Lage dramatisch.

Während andernorts Mangel herrscht, ist der Umgang mit Lebensmitteln in Europa von haarsträubender Verschwendung gekennzeichnet. Allein deutsche Haushalte werfen jedes Jahr Lebensmittel im Wert von 20 Milliarden Euro weg – so viel wie der Jahresumsatz von Aldi. Das Essen, das in Europa im Müll landet, würde zweimal reichen, um alle Hungernden der Welt zu ernähren.

Auf solche Fakten macht ein aktueller Film aufmerksam, der am 8. September ins Kino kommt. In „Taste the waste“, mitfinanziert vom Evangelischen Entwicklungsdienst und von „Brot für die Welt“, dokumentiert Valentin Thurn den Umgang mit Lebensmitteln in den industrialisierten Ländern. Tonnenweise Nahrungsmittel landen schon vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums in den Müllcontainern der Supermärkte. Jeder zweite Salat und jedes fünfte Brot wird weggeworfen. Die industrielle Vertriebsweise macht es profitabler, Nahrungsmittel palettenweise in den Müll zu geben, anstatt beschädigte Früchte auszusortieren.

Aber viele Lebensmittel schaffen es noch nicht einmal bis ins Regal: Kartoffeln, die zu groß oder zu klein für die festgelegten Normen sind, verrotten gleich auf dem Feld – das können bis zu 40 Prozent der Ernte sein. Weil der Handel immer strengere Maßstäbe an das äußere Erscheinungsbild anlegt, können auch viele andere Nahrungsmittel gar nicht erst in den Vertrieb gelangen, obwohl sie einwandfrei sind.

Das hat auch Auswirkungen auf das Klima, denn wenn Nahrungsmittel auf dem Müll landen, bildet sich Metangas, das erheblich zur Erderwärmung beiträgt. Würde die Vermüllung von Nahrungsmitteln halbiert, könnte der Ausstoß von Klimagasen um 7,5 Prozent reduziert werden. Die genauen Fakten gibt es auch in einem Buch zum Film: „Die Essensvernichter“, von Valentin Thurn und Stefan Kreutzberger. Mehr Informationen auf der Internetseite www.taste-the-waste.de.

Spenden für Somalia an die Diakonie Katastrophenhilfe, Konto-Nummer 502707, Postbank Stuttgart, BLZ 60010070.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. August 2011 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.

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